Physik-Nobelpreis wird vergeben

Es ist wieder soweit, der/die Physik-Nobelpreisträger(-innen) werden heute (Dienstag, 08.10.2024) bekannt gegeben...

Wer erhält den Physik-Nobelpreis in diesem Jahr? 
 

Ich finde es bemerkenswert, dass der Physik-Nobelpreis 2024 für Forschung an einem Thema vergeben wurde, das mit Physik im engeren Sinne so gut wie nichts zu tun hat.    

Martin schrieb:

Ich finde es bemerkenswert, dass der Physik-Nobelpreis 2024 für Forschung an einem Thema vergeben wurde, das mit Physik im engeren Sinne so gut wie nichts zu tun hat.    

Für KI Pioniere, erstaunlich. Auf den zweiten Blick verständlich wenn man bedenkt, welche Auswirkungen KI auf Forschung und Gesellschaft hat und haben wird. Und Physik ist wohl noch der Nobelpreis, bei dem das Thema am besten passt. 

Heuzutage würde Herr Nobel seinen im Testament genannten Preisfeldern möglicherweise einen anderen Zuschnitt geben. Sei's drum, wann hätte sich denn das Komittee jemals an die Vorgabe gehalten, dass der Preis denen zugeteilt wird, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.

Okay, die Katze wurde aus dem Sack gelassen...

Physik-Nobelpreis 2024 geht an KI-Pioniere Hopfield und Hinton

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an John Hopfield von der Princeton University in den USA und an Geoffrey Hinton von der University of Toronto in Kanada. Sie wurden für grundlegende Entdeckungen und Erfindungen ausgezeichnet, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen, so die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Hopfield erfand ein nach ihm benanntes Netzwerk, das eine Methode zum Speichern und Wiederherstellen von Mustern verwendet. Der in Großbritannien geborene Hinton verwendete dieses Hopfield-Netzwerk als Grundlage für ein neues Netzwerk, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine. Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten zu erkennen.

Martin schrieb:

Heuzutage würde Herr Nobel seinen im Testament genannten Preisfeldern möglicherweise einen anderen Zuschnitt geben. Sei's drum, wann hätte sich denn das Komittee jemals an die Vorgabe gehalten, dass der Preis denen zugeteilt wird, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.

Vom Prinzip her ist es denke ich nicht sinnvoll, Nobelpreise für etwas aus dem abgelaufenen Jahr zu verleihen. Dann gäbe es viele irrtümliche Nobelpreise, da sich Korrektheit und Nutzen oft erst mit der Zeit zeigt.

Clauss schrieb:

Dann gäbe es viele irrtümliche Nobelpreise, da sich Korrektheit und Nutzen oft erst mit der Zeit zeigt.

Erzähl das mal Obama und Zelensky: der eine hat seinen Nobelpreis dafür dass er schwarz ist und der andere wurde dafür dass er nicht verhandeln wird nominiert, wenn man die Logik die sich beim Friedensnobelpreis durchgesetzt hat auch auf die anderen Nobelpreise überträgt kann man eh nur gute Nacht sagen

Yukterez schrieb:

nominiert

Wie oft wurde Einstein nominiert?

Es gibt zum diesjährigen Nobelpreis für Physik auf Spektrum.de auch einen sehr guten aktuellen Bericht vom 08.10.2024:

(1) Wie Computer das Lernen lernen

Quelle: www.spektrum.de/news/nobelpreis-fuer-phy...ernen-lernen/2236130

(2) Hopfield networks (HNs) and Restricted Boltzmann Machines (RBMs)  hier anklicken
Quelle: www.nobelprize.org/uploads/2024/10/fig4_fy_en_24.pdf

Ein halbes Jahrhundert lang hat der frisch gekürte Physik-Nobelpreisträger Geoffrey Hinton die Technologie, die Chatbots wie ChatGPT zugrunde liegt, weiterentwickelt. 2023 kündigte er nach zehn Jahren seine Anstellung bei Google, um frei über die Risiken von KI sprechen zu können. Gegenüber der »New York Times« äußerte er im Jahr 2023, ein Teil von ihm bereue sein Lebenswerk...

»Es gibt keinen garantierten Weg zur Sicherheit, wenn künstliche Intelligenz voranschreitet. Ich tröste mich mit der üblichen Ausrede: Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anderes getan.«
Geoffrey Hinton, Informatiker und Physik-Nobelpreisträger 2024

Interview mit Geoffrey Hinton ("Godfather of AI") [2 Mio. Aufrufe, Dauer 13 min 11 sec] 

Moderator (ab 5 min 22 sec  hier anklicken ):
"Welche Auswirkungen haben diese KI-Systeme, wenn sie autonom ihren eigenen Computercode schreiben und ihren eigenen Computercode ausführen?"

Geoffrey Hinton:
"Das ist eine ernste Sorge, richtig. Eine der Möglichkeiten, wie sich diese Systeme der Kontrolle entziehen könnten, besteht also darin, dass sie ihren eigenen Computercode schreiben, um sich selbst zu verändern, und das ist etwas, worüber wir uns ernsthaft Sorgen machen müssen."

Moderator:
"Was entgegnen Sie jemandem, der argumentieren könnte, dass man die Systeme einfach abschalten sollte, wenn sie schädlich werden?"

Geoffrey Hinton:
"KI-Systeme werden in der Lage sein, die Menschen zu manipulieren, und sie werden sehr gut darin sein, die Menschen zu überzeugen, weil sie aus allen Büchern, die jemals geschrieben wurden, gelernt haben werden."

Rainer Raisch schrieb:

Yukterez schrieb:

nominiert

Wie oft wurde Einstein nominiert?

Um die 60 mal, soweit gelesen.

Z.

Die mit dem Physik-Nobelpreis 2024 ausgezeichneten Hopfield-Netzwerke und Restricted Boltzmann Machines (RBMs) werden heute in der Praxis weitestgehend durch fortgeschrittenere KI-Modelle (multilayer networks) ersetzt...

What are MLPs (Multilayer Perceptrons)? - IBM

UN73 schrieb:

Die mit dem Physik-Nobelpreis 2024 ausgezeichneten Hopfield-Netzwerke und Restricted Boltzmann Machines (RBMs) werden heute in der Praxis weitestgehend durch fortgeschrittenere KI-Modelle (multilayer networks) ersetzt...

 

Nichtsdestoweniger ist es für mich ok, die ersten Pioniere auszuzeichnen. 

Man darf ja beispielsweise nicht vergessen, wie rasant sich die Rechenleistungen seitdem entwickelt haben. Da sind vielleicht ganz andere Entwicklungen sinnvoll als bei minimaler Leistung. Auch dass der Siegeszug von KI so spät kam ist denke ich auch den steigenden Rechnerkapazitäten liegen.

Clauss schrieb:

Nichtsdestoweniger ist es für mich ok, die ersten Pioniere auszuzeichnen. 

Das sehe ich auch so. Angesichts ihres hohen Alters und der Tatsache, dass der Nobelpreis nicht posthum verliehen werden kann ist es schon in Ordnung ihre Leistung jetzt zu würdigen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

...man darf auf jeden Fall gespannt sein, wohin sich die modernen KI-Systeme bei rasant steigenden Rechnerkapazitäten zukünftig hinentwickeln.

Anbei ein aktuelles Interview vom 08.10.2024 mit William Hahn, ein Technologe und Forscher, der sich auf die Überschneidung von künstlicher Intelligenz, Programmiersprachen und die Natur des Bewusstseins spezialisiert hat.

KI-Experte über die Anfänge bewusster Maschinen

 

Der Preis ist fälschlicherweise für eine technische Leistung verliehen worden, nicht für eine physikalische.
Denn neuronale Netze sind als Grundlage für neue IT - Anwendungen keine physikalisch neuen Erkenntnisse.
Die Grundlagen der Computerhardware sind physikalischer Natur, was man darauf softwaremäsig veranstaltet, sind technischer Natur.
Deshalb ist dieser Nobelpreis für mich nicht recht nachvollziehbar.
Thomas

Es ist halt so, dass es keinen Mathe-Nobelpreis gibt, Medizin (Biologie) wäre dennoch näherliegend gewesen.

Vielleicht hatten sie auch keine überzeugenden Kandidaten aus der eigentlichen Physik und haben deshalb eine Alternative gesucht.

Clauss schrieb:

Vielleicht hatten sie auch keine überzeugenden Kandidaten aus der eigentlichen Physik und haben deshalb eine Alternative gesucht.

Auszug aus Wikipedia:
Warum wurde der Friedensnobelpreis 1972 nicht vergeben?
Nur eines der Komiteemitglieder war für eine Vergabe. So entschied man sich, den Preis mit der Begründung nicht zu vergeben, dass es keinen geeigneten Kandidaten gebe.

Joscha Bach* widmet sich in seinem deutschen Vortrag vom 21.September 2024 an der Villa Hammerschmidt in Bonn im Rahmen der 16. Petersberger Gespräche** der Frage nach dem Bewusstseinsvermögen von Künstlicher Intelligenz (KI), insbesondere im zweiten Teil seiner Präsentation (ab 22 min 11 sec).  hier anklicken

Er geht dabei auch auf die Simulationsfähigkeit von Sprachmodellen gegenüber der menschlichen Simulationsfähigkeit ein und diskutiert abschließend die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) eine Bedrohung für menschliche Intelligenz sein könnte...

Geist und Künstliche Intelligenz - Vortrag von Dr. Dr. h. c. Joscha Bach

*Joscha Bach hat an der Humboldt-Universität zu Berlin, am Institut für Kognitionswissenschaft in Osnabrück, am MIT Media Lab und am Harvard Program for Evolutionary Dynamics geforscht und gelehrt und bei Intel Labs in Kalifornien eine Arbeitsgruppe für Evaluationsmethoden für künftige KI-Systeme geleitet. Seit 2023 arbeitet Joscha Bach für das KI-Forschungsunternehmen LiquidAI. Daneben baut er eine Forschungsinitiative für künstliches Bewusstsein in San Francisco auf. Joscha Bach lebt mit seiner Familie in Menlo Park, Kalifornien.

**Die Petersberger Gespräche bieten Forschern, Wissenschaftlern und Führungskräften in Unternehmern eine nahezu jährlich wiederkehrende Plattform für Vorträge, Gespräche und Diskussionen zu den wichtigsten technologiebasierten Transformationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft.