@Steinzeit-Astronom
Gut mag sein, dass meine Begriffe wie "Simulation" nicht wirklich passend sind. Ich gehe keinesfalls von einem Orginal aus, das nachgeahmt werden soll. Ich denke hier eher, dass unsere idealsierte Vorstellung von etwas simuliert werden kann, auch wenn es das Orginal nur als Idee gibt.
Vielleicht hast du bessere Begriffe für das, worum es hier geht?
Zu Descartes habe ich noch einen Artikel:
Rene Descartes
„Wenn man an allem zweifeln kann, dann bleibt“, so Descartes: „als einzige unbezweifelbare Gewissheit der Akt des Zweifelns selbst. Alle Inhalte meines Wissens, alles, was ich über die Welt und mich denke und für wahr halte, kann falsch sein.“An diesem Nullpunkt angelangt findet Descartes nun eine Wahrheit, die für ihn absolut sicher und durch nichts anzuzweifeln ist: "Cogito ergo sum." (= Ich denke, also bin ich.) Dass hier ein Ich ist, das denken kann, dass es sich irrt, ist unbezweifelbar. Ich denke und deshalb weiß ich, dass ich bin. Selbst wenn in der Welt absolut alles anzuzweifeln ist, so ist doch die Tatsache, dass man zweifelt absolut sicher, denn Zweifeln ist eine Art des Denkens und das Denken setzt einen Denkenden voraus. Ob die Form des Denkenden, so wie er sie wahrnimmt, nun der Wirklichkeit entspricht, sei dahin gestellt. Dass aber der Denkende existiert, ist unumstößlich.
Nun ist diese Gewissheit aber "leer", d.h. es handelt sich nur darum, dass ich denke. Es wird nichts über Inhalte gesagt: Wer ich bin und was ich denke, ist weiter unsicher. Descartes muss also sehen, ob er zu inhaltlichen sicheren Gewissheiten kommen kann. Diesen Schritt vollzieht er über eine Art Gottesbeweis:
"Ich finde in mir die Vorstellung Gottes. Aus der äußeren Sinneswahrnehmung kann ich sie nicht haben, erfunden haben kann ich sie auch nicht, weil ein endliches Wesen wie der Mensch nicht von sich aus den Gedanken eines unendlichen Wesens erzeugen kann. Deshalb kann sie mir nur von Gott selbst eingegeben worden sein. Da Gott wahrhaftig ist, ist die Annahme eines bösen Geistes, der mich täuscht, hinfällig. Alle Vorstellungen, die ich in mir, unabhängig von der Sinneserfahrung, klar und deutlich einsehe, stammen von Gott und täuschen mich nicht."
Nun beginnen wir mal Descartes Sätze genauer zu betrachten:
Natürlich kann Descartes seine Vorstellung Gottes von seinen Sinneswahrnehmungen haben. Vermutlich war es sogar so, dass ihm bereits als Kind andere Menschen von ihrer Gottesvorstellung erzählten, ihm vielleicht die Bibel vorlegte, usw. Wenn alles getäuscht sein kann, dann selbstverständlich auch diese Wahrnehmungen.
Prinzipiell wäre aber auch denkbar, dass Descartes seine Vorstellung von Gott selbst erfand, denn:
- der Mensch muss kein endliches Wesen sein (alle unsere Annahmen davon stammen von äußeren Sinneswahrnehmungen)
- Gott muss kein unendliches Wesen sein (das stellen wir uns gerne so vor, doch auch ein mächtiger Schöpfer dieses Kosmos könnte für uns nicht erkennbare Begrenztheit besitzen)
- ein endliches Wesen kann durchaus von sich aus Unendliches erdenken, wenn auch nicht vollständig (Beispiele: eine niemals endende Zeit, ein unendlich großes Universum, unendlich viele 2 dimensionale Querschnitte in einem 3 dimensionalen Körper, unendlich viele Nachkommastellen einer Bruchzahl, etc.)
Wenn die Prämissen seiner Schlussfolgerungen anzuzweifeln sind, dann natürlich auch seine Resultate.
Gott unterstellt er nicht nur existent zu sein, sondern auch wahrhaft. Hier wird überhaupt nicht erwähnt, woraus Descartes diese Schlüsse zieht.
„Cogito ergo sum.“ (Ich denke, also bin ich.)
Zunächst erscheint einem Betrachter diese Logik stimmig. Selbst wenn alles getäuscht wäre, man sich auf keine Beobachtung, auf kein persönliches Erlebnis, auf keine Weisheit, Erfahrung oder naturwissenschaftliche Erkenntnis verlassen könnte, da sich das alles ja nur auf die Illusion, auf den Traum oder auf die Virtuelle Realität beziehen könnte – man müsste nicht mal ein Mensch sein, der denkt, nicht mal ein Gehirn dazu haben, z.B. könnte man ein träumender Computer sein oder ein denkender Stein in einem anderen Universum, in dem die dortigen Naturgesetze Steinen ermöglichen zu denken – so müsste doch etwas existieren, das da denkt. Es braucht keine Person zu sein, auch keine Einheit. Das Ich ist aus logischen und neurowissenschaftlichen Gründen bereits als Illusion entlarvt worden. Das Gehirn verarscht sich sozusagen selber. Und doch muss irgendetwas existent sein, das diese Gedanken produziert. Man könnte also Descartes Satz etwas anders formulieren: „Es kommt mir vor, als würde ich denken / fühlen, also muss irgendetwas irgendwo und irgendwann existieren, das mindestens eine solche Illusion hervorbringen kann.“
Die aktuelle Zeit, also dass man jetzt existieren muss, weil man jetzt glaubt zu denken, kann ebenfalls angezweifelt werden, da vieles bereits in der modernen Physik dafür spricht, dass Zeit kein übergeordnetes Konzept ist. Sie muss also auch nicht in jener Realität existieren aus der unsere Gedanken womöglich stammen. Dass sie nicht absolut ist und nicht gleichmäßig läuft, wissen wir seit Einstein.
Zuletzt kann natürlich noch der Rest angezweifelt werden, in dem man die Unfehlbarkeit der menschengemachten Logik bezweifelt. Descartes Satz basiert ja auch in abgeänderter Form auf unserer Logik. Und die ist weder ein hiesiges Naturgesetz, noch eines, das garantiert in anderen Realitäten / Universen Gültigkeit haben muss. Sie wurde von Menschen konstruiert und Menschen irren öfter.
@Hallo Sonni,
ja Leben zu definieren ist schwer und wird zukünftig womöglich nochmals schwerer werden. Da fließt auch meist eine Portion Willkür mithinein.
Ich denke aber dass "Leben" aus "toter" Materie entstanden ist und deshalb muss ich auch der "toten" Materie
Eigenschaften zugestehen die der "lebenden" Materie ähneln (oder in Zusammenhang stehen).
Dem stimme ich voll und ganz zu.
Aus deinem verlinkten Artikel:
"Das Bewusstsein entzieht sich bis heute einer überzeugenden wissenschaftlichen Erklärung. Wir verstehen zwar, wie das Gehirn in seinem neuronalen Netzwerk Informationen verarbeitet, aber warum es dabei etwas erlebt, warum, metaphorisch gesprochen, das „Licht“ des Bewusstseins innerlich „leuchtet“, das bleibt mysteriös."
Was soll hier eigentlich gesucht werden? Das was unser Gehirn dazu bringt, zu glauben es würde das Leuchten sehen, das was uns darüber staunen und reden lässt, ist ja bereits gefunden (freilich nicht ganz, aber vom Prinzip her). Man sucht hier weiter obwohl man schon alles (das Prinzipielle) zur Erklärung Notwendige gefunden hat. Für mich macht die Annahme Sinn: "Mehr wird da nicht zu finden sein." Sicher kann man eine Zugabe nicht völlig ausschließen, aber es spricht doch nichts dafür. Kein einziges Indiz. Wieso wir meinen das Leuchten zu sehen oder zu spüren und darauf reagieren, wieso wir uns darüber wundern und gerne mehr hätten, erklärt ja bereits die Verbeitung im neuronalen Netzwerk. Was fehlt denn noch?
Mir kommt es oft so vor, als wollten die Menschen unbedingt eine unsterbliche Seele haben, ein echtes Bewusstsein, einen völlig freien Willen und deswegen nach den kleinsten Nischen Ausschau halten, die noch nicht ganz durchleuchtet sind, um zu sagen, da könnte sich noch was verbergen. Der Wunsch mag oftmals Vater der Idee sein.
Ich hingegen neige wohl dazu, mir die Welt möglichst pragmatisch zu erklären und das, was mir am liebsten wäre, bei solchen Überlegungen erst mal ausser Acht zu lassen.
Wünsche allseits noch einen netten Abend