Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Klimawandel findet - zurecht - Präsenz in den Medien. Von wissenschaftlichen Blättern (Spektrum der Wissenschaft, Nature...) über Tages- und Wochenzeitungen (The Guardian, New York Times...) und Klatschblättern (Welt, Bild). Dabei sind die einzelnen Themen um den Klimawandel vielfältig und werden leider oftmals falsch widergegeben. Teilweise auch bewusst falsch, wie ich im Folgenden an einem Artikel aus der Welt aufzeigen möchte. Bis dahin: Wie nehmt ihr die Präsenz des Klimawandels in den Medien wahr? Wie Panikmache oder eher wie seriöse Berichterstattung?
Liebe Grüße!
Mein Bericht:
Die Welt ist nicht gerade dafür bekannt, seriöse Berichterstattung zu liefern. Sie bedienen sich oftmals an Narrativen, die sich gegen den "Mainstream" richten und füttern damit ein strukturkonservatives-paläoliberales Milieu. So wurde z.B. schon behauptet, dass Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung würde den anthropogenen Anteil zu hoch berechnen, was natürlich nicht stimmt: Schon im ersten IPCC-Bericht 1990 hieß es:
Since the industrial revolution the combustion of fossil fuels and deforestation have led to an increase of 26% in carbon dioxide concentration in the atmosphere.
Seitdem ist der Wert auf 48 % gestiegen. Also: In einem Zeitraum von 33 Jahren stieg der anthropogene Anteil am CO2 in der Atmosphäre um 22 %, und je länger wir Fakten ignorieren oder erfinden, wird mehr CO2 ausgestoßen. Das Problem ist auch, dass wir 100 % des Problems ausmachen: Denn der natürliche Anteil des CO2 (etwa 280 ppm) ist Teil natürlicher Kreisläufe, die
keinen Beitrag zur Erderwärmung leisten. Durch einen Anstieg auf 421 ppm werden diese Kreisläufe unfassbar stark durcheinander gebracht. Zusätzlich ist die aktuelle CO2-Konzentration so hoch wie seit 15 Mio. Jahren nicht mehr! Das mag nicht wirklich erschreckend klingen in Anbetracht der Tatsache, dass die Erde 4,5 Mrd. Jahre alt ist - aber vor 15 Mio. Jahren gab es kaum komplexes leben, es herrschten Savannen, eine andere Zusammensetzung der Atmosphären, anderer Luftdruck etc. Natürlich kann man also davon ausgehen, dass dadurch unser System gestört wird. Vor 500 Mio. Jahren im Ordovizium entwickelte sich erstmals komplexes Leben, die Durchschnittstemperatur lag bei 22°C mit deutlich höherem CO2-Anteil (etwa 7 %) - aber auch hier kann nicht mit einer "maximalen Sättigung" des CO2 argumentiert werden, denn wie zuvor: Andere klimatische, physikalische und geographische Gegebenheiten - das mit der heutigen Zeit zu vergleichen ist wie Sonne und Pluto - beides rund, aber anders. Zum folgenden möchte ich die Terminologie erklären: Ich spreche bewusst von Mrd. Tonnen CO2 und nicht Gt C, wie es in der wissenschaftlichen Nomenklatur genutzt wird, da 1 Gt C = 3,67 Mrd. Tonnen CO2.
Hier wird der CO2-Anstieg gut deutlich gemacht, es geht also um die rapide Zunahme des CO2, welche das Problem darstellt (
Quelle:
keelingcurve.ucsd.edu/wp-content/plugins...n/graphs/co2_10k.png).
Die Welt schreibt unter diesem Artikel (
hd.welt.de/Sonderseiten-edition/article1...er-Energiewende.html) trotzdem:
Tatsächlich hat das Kohlendioxid, das für die Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird, nur einen Volumenanteil von 0,04 Prozent in der Atmosphäre. Und von diesen 0,04 Prozent CO2 stammen 95 Prozent aus natürlichen Quellen, etwa Vulkanen oder Verwesungsprozessen in der Natur. Der menschengemachte CO2-Anteil in der Luft beträgt damit nur 0,0016 Prozent.
Das sind fast 100 % falsche Tatsachenbehauptungen. Zwar hat CO2 nur einen atmosphärischen Anteil von 0,04 %, aber der natürliche Anteil liegt bei 0,028 %. Die Zahlen werden im weiterführenden Artikel nicht belegt, aber falsch ist die Aussage: 95 % des CO2 sei natürlich (lediglich 52 % des atmosphärischen CO2 ist natürlich) und 0,0016 % sind anthropogener Anteil in der Atmosphäre. Die natürlichen Systeme (Atmosphäre, Ozeane, Wälder etc) haben einen natürlichen, hohen Umsatz an CO2, fügen aber kein CO2 hinzu. Wälder hingegen setzen CO2 frei, wenn sie abgeholzt oder brandgerodet werden. Die Irreführung besteht in einer Milchmädchenrechnung: Wenn man die 60 Mrd. Tonnen CO2 aus Böden und die 60 Mrd. Tonnen CO2 aus Pflanzen des natürlichen Ausstoßes, und die 7 Mrd. Tonnen des Menschen nimmt, erhält man einen Anteil von rund 5,5 % (7 Mrd. Tonnen CO2 von 127 Mrd. Tonnen Co2). Vergessen wird, dass die Landbiosphäre nicht nur 120 Mrd. Tonnen CO2 ausstößt, sondern 122 Mrd. Tonnen CO2 durch Photosynthese aus der Atmosphäre entfernt - also nimmt das CO2 in der Atmosphäre um 2 Mrd. Tonnen ab, selbiges gilt für den Ozean. Unsere Emissionen muss man mit der
Aufnahme der Ozeane und Wälder vergleichen. Diese 7 Mrd. Tonnen werden dann zu 3 Mrd. Tonnen, da Ozean und Wald jeweils 2 Mrd. Tonnen wieder aufnehmen - und dann bleiben 3 Mrd. Tonnen zuviel CO2. Schon die 122 Mrd. Tonnen Bindung waren eine Folge des Menschen, normalerweise hieß es: 120 Mrd. Tonnen natürlicher Ausstoß, 120 Mrd. Tonnen natürliche Aufnahme.
Die Annahme der Welt ist in diesem Bezug regelrecht bescheuert. Laut Wetzel, dem Autoren, verwest Laub also erst seit der Industrialisierung, und dennoch würde seine Rechnung nicht aufgehen. Seriöser Journalismus, schätze ich.
Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PiK) errechnet zwar einen höheren menschlich verursachten Kohlendioxid-Anteil von 0,0125 Prozent, in dem es sich auf den Anstieg der CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung bezieht.
Heißt es weiter - hier wird ein Alibi eingebaut, indem man doch die Sicht der Wissenschaft widerspiegelt, auch wenn man ein "zwar" anheftet, um eine Richtigkeit zu symbolisieren, allerdings nur unter bestimmten Umständen - in dem Fall ist der Umstand: Die Emissionen seit Beginn der Industrialisierung. Abgesehen davon liegt die Zahl des PIK nicht nur höher, sondern bei 48 % - eine andere Dimension. Das CO2 kommt auch nicht aus den Ozeanen, wie die Klimaleugner immer wieder behaupten, denn diese geben keines ab. Dabei ist allerdings die höhere CO2-Aufnahme ein großes Problem: Denn wenn Kohlenstoffdioxid und Wasser reagieren, entsteht Kohlensäure, wodurch die Alkalität abnimmt - folglich: Ozeanversauerung.
Noch dazu ist die Gesamtmasse der Atmosphäre irrelevant. Stickstoff (N2), Sauerstoff (O2) und Argon (Ar) sind die Hauptbestandteile der Atmosphäre mit einem Anteil von über 99 %. Die Summenformeln zeige ich, um zu symbolisieren, dass N2 und O2 zweiatomige Moleküle, Ar ein einatomiges Molekül ist. Wärmestrahlung, sog. Infrarotstrahlung, kann aber nur durch dreiatomige (und mehratomige) Moleküle absorbiert werden. Das heißt, die Hauptbestandteile haben keinen Einfluss auf den Treibhauseffekt, und sind daher vollkommen irrelevant für unsere Statistiken. Die Spurengase alleine machen den Treibhauseffekt - Wasserdampf (H2O), Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) usw. Würden wir diese 0,04 % CO2 aus der Atmosphäre entfernen, also fast gar nichts aus der Gesamtmasse, würde alles Leben augenblicklich aussterben - und an dieser Schraube drehen wir gerade.
Natürlich kommt es aber auf die Wirkung an, nicht auf den Anteil. "Die Dosis macht das Gift" - das gilt immer. Ein Raum mit zuviel Sauerstoff würde euch töten, ein Raum mit zuviel CO2 auch. Agrarwirtschaftlich ist das eine Katastrophe, denn mit Zunahme des CO2 steigen NICHT proportional Wärme, Nährstoffe (Phosphor, Magnesium etc) oder Sonnenlicht. CO2 ist selbstverständlich nicht der limitierende Faktor, das gilt erst, wenn folgendes gegeben ist:
Verfügbarkeit von Wasser, Verfügbarkeit von Sonnenlicht im richtigen Wellenlängenbereich, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Verfügbarkeit von Nährstoffen (
Quelle
Ein Kommentar unter dem Welt-Artikel:
Die letzten eineinhalb Jahrzehnte lang stieg die globale Temperatur nicht mehr an. Diese Pause in der Erwärmung passte jedoch nicht zu den Prognosen. Ganz und gar nicht, wurde doch seit der Jahrtausendwende kontinuierlich mehr CO2 in die Luft gepustet. Also sollte es auch wärmer geworden sein.
Auch das wurde bereits widerlegt. Denn laut dieser Person sind die letzten 15 Jahre der Klimaforschung bzw. Messdaten nicht existent. Natürlich hat die Erwärmung dennoch zugenommen und es gab nie eine "Pause". Nur Aerosole haben die Erderwärmung etwas reduziert. Das geschah aber nicht "in den letzten eineinhalb Jahrzehnten", sondern den (vor allem) 50er Jahren. Das passierte wie folgt: Im zweiten Weltkrieg haben weltweit die Fabriken viel mehr produziert, allerdings waren die Schornsteine ohne Filter, wodurch Aerosole freigesetzt wurden und die Sonneneinstrahlung abblockten. Diese Argumente wurden bereits 1997 von Exxon aufgebracht (siehe hier:
www.theguardian.com/environment/climate-...the-tobacco-playbook).
Hier findet ihr Supran et al. 2017, die Studie, die die Lügen Exxons widerlegt hat (
iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-...pscience.cld.iop.org).