Ich weiß zwar nicht wie viele von Euch ein E-Auto besitzen, aber ich denke, dass kein Weg daran vorbei führt.
Ich habe bis vor 20 Jahren nur in der Stadt gewohnt und ich habe nie ein Auto benötigt. Dort ist die Infrastruktur derart, dass man einfach keines benötigt.
Mein erstes Auto musste ich aus beruflichen Gründen kaufen, da ich zu einem gewissen Zeitpunkt an einem gewissen Ort sein musste und damals um diese Zeit kein öffentliches Verkehrsmittel verfügbar war. Auch Fahrrad wäre keine Alternative gewesen, da meine Dienststelle primär im Winter zu diesem Zeitpunkt zu erreichen war. Natürlich habe ich mein Auto dann auch am Wochenende als Erweiterung meines Aktionskreises benutzt und ich empfand das als purer Luxus.
Als ich dann aus Änderung des Dienstortes und in der Veränderung der Partnerschaft aufs Land zog, schaute die Sache jedoch komplett anders aus. Hier am Land, wo öffentliche Verkehrsmittel oft nur drei oder viermal am Tag vorbeikommen, oder im besten Fall vielleicht ein Stundentakt eingeführt ist, ist man ohne Individualverkehrsmittel tot.
Einerseits ist der Weg zur Arbeit rationell nur mit dem Auto zu bewerkstelligen. (man muss bei jeder Witterung zu mindesten 15 Minuten bis zur Bahn zu Fuß gehen und dann ebenso rund 20 Minuten vom Bahnhof zum Dienstort gehen, früheres Aufstehen, längere Wegstrecke,....). Ebenso fährt der Zug nur mit einer 2000 PS-Dieselmaschine (ich sehe ihn jedes Mal, wenn der von jeweiligen Bahnhof beschleunigt, eine riesige stinkende Dieselwolke ausstoßen), während mein Fahrzeug mittlerweile eben elektrisch fährt. Und nur zu Stoßzeiten ist der Dieselzug gut besucht, sonst fahren dann oft nur ein oder zwei Personen mit diesem Ding. Ebenso der wöchentliche Einkauf ist am Land ohne Auto unmöglich.
Und ja die elektrische Revolution hätte es eigentlich bereits vor über 120 Jahren gegeben, wenn damals nicht der Ottomotor ein so günstiges Treibmittel, eben das Benzin gehabt hätte und Henry Ford nicht sein T-Modell so günstig angeboten hätte und letzten Ende der Elektrostarter erfunden wurde.
Und das Hauptproblem bei den Pferden war weniger das Ausatmen der Pferde, als eher die großen Ressourcen, die die Stadt für die Entsorgung des stinkenden und die Straßen verunreinigenden Pferdemistes aufbringen musste. Derzeit Hauptdiskussionsthema, wie viel Methan stoßen Rinderherden aus?
Und das Fahren mit einem BEV ist nun rationeller, als mit jedem anderen Verkehrsmittel. Dabei ist der durch das hohe Drehmoment des BEV bedingte hohe PS-Wert völlig irrelevant. Ich nutze ihn nur, wenn ich überholen möchte. Aber wenn ich versuche rational zu fahren, pickt mir im Ortsgebiet die Benzinfraktion im Nacken (50 geht für die gar nicht). Überland werden diese Autos aber in meinem Rückspiegel dann immer ganz klein.
Zur Rationalität:
Jede Energiezufuhr im BEV kann man mit dem sog. "Rekuperieren" bis zu 60 bis 70% wieder zurückerlangen, je schneller und schwerer das Auto ist, desto mehr Prozent. Wohingegen eine schlechte aerodynamische Form den Verbrauch unverhältnismäßig in die Höhe treibt. Und das sage ich als Österreicher, der auf der Autobahn nicht schneller als 133 fahren darf.
Und ja, am Anfang möchte man die PS ausnutzen, doch spätestens nach einem halben Jahr versucht man so rational wie möglich zu fahren. Langsames Beschleunigen, und wenn es geht, kein Bremsen mit dem Bremspedal, die Kurvengeschwindigkeit ist durch die Batterien im Boden und dem dadurch tieferen Schwerpunkt viel höher als bei einem Verbrennerfahrzeug. Auch die Verbrauchskosten sind viel geringer. Ich kommen mit meinem BEV auf durchschnittlich 2 bis 3 Euro auf 100 Km. (Aufladen zu Hause, in Österreich € 0,13/kWh). Ebenso keine Wartungskosten (kein Austausch von Schmiermittel, Kupplung, Getriebe,...)
Einfach nur Fahren und Freude haben.
Zur Stromerzeugung:
Ja, ohne nachhaltige Erzeugung wird es nicht gehen. Also nur Sonne-, Wind-, Wasser- und Gezeitenkraftwerke. Öl, Gas und Kohlekraftwerke müssen langfristig ersetzt werden.
Das Problem ist jedoch die Speicherung dieser Ressourcen. Man müsste dann wesentlich mehr Batteriepufferkraftwerke bauen, oft in Kombination mit Laufkraftwerken. Und wenn ein Überschuss erzeugt wird, mit Elektrolyse Wasserstoff erzeugen und diesen dann im Winter wieder in Strom zurück verwandeln. Aber ich denke, dass diese Anlagen primär im Individualbereich geschaffen werden sollten. Also soviel PV auf die Dächer wie möglich, auch die individuellen Kleinstwindanlagen und Brennstoffzellenheizungen sollten im größeren Umfang gefördert werden. Dann erspart man sich die großen und teuren Überlandleitungen, die Tendenz sollte eben auf kleinräumige Strukturen gehen, was natürlich von den Energielieferanten eher skeptisch gesehen wird.
Auch die Frage der Atomkraftwerken taucht in diesem "überregionalen" Bereich auf. Es wird z.B. vor allem von Frankreich in Form von Flüssigsalz-Reaktoren ins Spiel gebracht, und wird dort als "grüne" Energie beworben. Also solange die Tokomak Technologie nicht rationell funktioniert, würde ich davon aber abraten.